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Die biomechanische Frage:

Was würde einen Trail-Superschuh ausmachen? 

Von Dan Feeney Dan Feeney    Kate Harrison Kate harrison

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Kurzer Überblick
  • Im Wettkampf müssen Trail-Athleten bergauf förmlich fliegen, bergab Vollgas geben und im technischen Gelände zurechtkommen. Einen Trail-Superschuh zu entwickeln bedeutet also nichts weniger als die perfekte Mischung aus Ausdauer, Beweglichkeit, Gesundheit und Geschwindigkeit zu finden.
  • Eine verbesserte Propriozeption erlaubt es Athleten, sich schneller und sicherer zu bewegen – bergab auf technischen Trails genauso wie am Felsgrat.
  • BOA und La Sportiva haben gemeinsam den Cyklon entwickelt und getestet, einen Trailrunning-Schuh, der genau die Leistungsvorteile bringt, die den Unterschied machen.
Dan Feeney
DanS SICHTWEISE

Für alle, die es bislang noch nicht mitbekommen haben: Bei Straßenrennen und Bahnrennen sind Superschuhe heute das Maß aller Dinge. Dank der Kombination aus hoher Bauhöhe, widerstandsfähigen Zwischensohlen und Carbonplatten können Athleten ihre Laufleistung auf der Straße mit Superschuhen dramatisch verbessern. Für einen Trailrunning-Superschuh gibt es allerdings bis jetzt noch kein Rezept. Dies liegt zum Teil daran, dass jeder Trail-Wettkampf einzigartig ist. Die meisten Trailrunner vertrauen daher auf mehrere unterschiedliche Modelle und entscheiden sich vor Ort, je nach Strecke, für einen bestimmten Schuh. Für mich persönlich wäre ein Trailrunning Schuh ideal, der sich so schnell anfühlt wie ein Straßenlaufschuh und trotzdem bei technischen Traversen und beim Abwärtslaufen nichts an Stabilität einbüßt.

Kate Harrison
Kates SICHTWEISE

Viele Athleten haben laut eigener Aussage mit dem Laufen begonnen, weil sie feststellen mussten, nicht athletisch genug zu sein, um es im Ballsport wirklich zu etwas zu bringen. Ich denke beim Trailrunning ist der Weg ein anderer. Hier geht es um das gesamte „Paket“ des Athleten: Muskelkraft, um starke Steigungen zu bewältigen, die Fähigkeit und Geschwindigkeit, über Felsen, Wurzeln und auf schlammigen Trails schnell bergab zu laufen und natürlich die Ausdauer, das alles über viele Stunden zu tun. Es ist gar nicht so einfach sich auszumalen, was für ein Schuh einen Athleten in all diesen Bereichen unterstützen könnte. Ich schwanke zwischen dem Wunsch nach einem niedrigen Schuh, mit dem ich eine gute Verbindung zum Untergrund fühle, und einem Schuh mit Dämpfung, um vor scharfkantigen Felsen geschützt zu sein. Derzeit tut sich einiges bei der Entwicklung im Schuhaufbau – in unterschiedlichen Bereichen. Es macht Spaß sich vorzustellen, wie diese Eigenschaften kombiniert werden können, damit am Ende der perfekte Trailrunning Schuh herauskommt.

BOA Logo
BOAs SICHTWEISE

Wettkampfmäßiges Trailrunning ist einzigartig. Geschwindigkeit und Ausdauer sind wichtige Erfolgskriterien, aber auch die Beweglichkeit im technischen Gelände ist von größter Bedeutung. Viele Rennen werden abhängig davon gewonnen oder verloren, wie gut ein Athlet im technischen Gelände schnell abwärts rennen und zugleich die weniger ruppigen Abschnitte des Rennens mit halsbrecherischer Geschwindigkeit laufen kann. In unserem kürzlich veröffentlichten Whitepaper zum Thema Beweglichkeit & Geschwindigkeit haben wir dargelegt: Performance-Fit-Konfigurationen steigern die Leistungsfähigkeit von Athleten bei agilitätsorientierten Bewegungsabläufen, was sich insgesamt positiv aufs Trailrunning auswirken kann. Diese Erkenntnisse haben wir in die Entwicklung verschiedener neuer Schuhe einfließen lassen, wie beim La Sportiva VK und Cyklon, beim Saucony Switchback 2 und weiteren.

 

BOA-Pionier Nadir Maguet Testet La Sportiva Cyklon

BOA-Pionier Nadir Maguet beim Testen des La Sportiva Cyklon.

Forschung zum Thema

Meisterhafte Laufleistungen kommen von Athleten mit einer hohen Laktatschwelle und einer hohen maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2 max), einer geringen Verletzungsanfälligkeit und der richtigen Taktik. Das wettkampfmäßige Trailrunning ist faszinierend, weil Sportler all diese Eigenschaften besitzen müssen und in der Lage sein müssen, sich im technischen Gelände zurechtzufinden. Physiologische Parameter wie VO2 max und die Laktatschwelle sind für die Leistungsfähigkeit von Trailrunnern wichtig, allerdings werden sie häufig bei submaximalen und konstanten Geschwindigkeiten auf dem Laufband gemessen (Link zum englischen Aufsatz). Daher ist es nicht überraschend, dass sie keine aussagekräftigen Vorhersagen zur Performance bei kurzen Trail-Rennen zulassen, insbesondere wenn es um Athleten geht, die der Top-Elite untergeordnet sind (mehr Informationen dazu auf Englisch). Bei dem Versuch, Läufer mit ähnlichen physiologischen Merkmalen zu unterscheiden, treten die größten Leistungsunterschiede beim Bergablaufen auf (weiterführende Information auf Englisch).

Wer das Abwärtslaufen beherrschen will, braucht explosive Bewegungen und nahezu furchtloses Vertrauen. Die technische Performance am Trail kann gesteigert werden, indem das propriozeptive Feedback durch die Füße verbessert wird (weiterführende Information zu Propriozeption auf Englisch). Aus diesem Grund bevorzugen viele Trail-Athleten eine sehr dünne Zwischensohle, um ein besseres Gefühl für den Untergrund zu bekommen. Andere wiederum favorisieren eine robustere Zwischensohle und ein aggressives Sohlenprofil für besseren Schutz und Grip. Unabhängig von der Mittelsohlenpräferenz gilt: Ein gut sitzender Schuh verbessert die Wahrnehmung des eigenen Körpers im Verhältnis zur Umgebung – eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg. Darüber hinaus sorgt ein passender Schuh dafür, dass Kräfte bei jedem Schritt effektiver und zielgerichteter eingesetzt werden können, entsprechend der spezifischen Neigung und Griffigkeit des Untergrunds. Wir wollen uns nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass Schuhe einen mutiger machen können, aber so viel sei gesagt: Der richtige Schuh kann von Vorteil sein, wenn es darum geht, eine schwierige Felspartie mit vollem Selbstbewusstsein anzugehen.

Propriozeption ist nicht nur hinsichtlich Leistungssteigerungen wichtig. Einschlägige Forschungsergebnisse zeigen, dass eine bessere Propriozeption auch mit einem geringeren Verletzungsrisiko einhergeht (mehr dazu hier in englischer Sprache). Wenn der Schuh das Gefühl beim Laufen verbessert, ist es auch unwahrscheinlicher, dass ein verstauchter Knöchel die Laufeinheit vorzeitig beendet. Über Verletzungen wird im harten Wettbewerb um den besten Laufschuh nicht so viel gesprochen, aber eines ist klar: Wer bei einem Rennen nicht am Start sein kann, kann auch nicht gewinnen.

Wettkampf-Laufschuhe können die Laufökonomie und damit die Leistungsfähigkeit bei Straßenrennen erheblich beeinflussen (was letztlich zu höheren natürlichen Laktatschwellen und VO2-Maximalwerten beim Athleten führt). Während diese Unterschiede hauptsächlich bei Straßenlaufschuhen im ebenen Gelände zu Tage treten, zeigen Untersuchungen der University of Boulder (mehr dazu auf Englisch), dass die Laufökonomie bergab, im Flachen und bergauf nahezu perfekt korreliert ist, was auf Folgendes hindeutet: Was sich positiv auf das Laufen in der Ebene auswirkt, ist vermutlich auch aufs Laufen starker Steigungen und starken Gefälles übertragbar.  Unser Labor hat gezeigt: Performance-Fit-Konfigurationen können die Beweglichkeit und damit die Leistung verbessern (mehr dazu auf Englisch), weil sie sich an die Fußform, die sich während des Bewegungsablaufs verändert, besser anpassen.  Unsere Designer, Entwickler und Prototypen-Experten arbeiten daran, diese Puzzleteile so zusammenzusetzen, dass ein echter Trail-Superschuh herauskommt.

La Sportiva Cyklon Test im BOA Trail Loop in Boulder, CO.

Der La Sportiva Cyklon wird am BOA Trail Loop in Boulder, Colorado, auf Herz und Nieren geprüft.

Wie Wir testEN

Da sowohl Laufökonomie und Beweglichkeit für die Trailrunning-Performance bedeutend sind, testen wir unsere Produkte in beiden Bereichen. Um die Beweglichkeitsleistung zu beurteilen, testen wir Läufer auf einer 1 Kilometer langen Schleife, die liebevoll „BOA Trail Loop“ genannt wird. Diese Schleife hat einen Höhenunterschied von insgesamt rund 70 Metern und bietet eine Mischung aus felsigen und ausgetretenen, glatt polierten Trails. Mit druckempfindlichen Einlegesohlen an der Fußunterseite und spezifischen Pads an der Fußoberseite werden Kraft und Druck rund um die Füße gemessen, beim Laufen in sportlichem Tempo. Auf diese Weise können wir Folgendes messen: die Kontaktzeit eines jeden Schritts, die Schrittgeschwindigkeit, die einwirkende Kraft und die Stelle im Schuh, an der die Kraft auftritt.

Zusätzlich lassen wir Athleten unsere Agilitätstest-Bewegungen vor und nach einem 30-minütigen Lauf bei 85 % ihrer maximalen Herzfrequenz durchführen. Auf diese Weise können wir beurteilen, wie ökonomisch die Schuhe sind und wie beweglich Sportler in einem müden Zustand bleiben können – eine Fähigkeit, die für lange Rennen in den Bergen von entscheidender Bedeutung ist.

Entwicklung des La Sportiva Cyklon

Das obere Bild zeigt ein Fabrikmuster des Cyklon beim Leistungstest im Labor und ein 2D-Rendering der BOA-Konfiguration (Drehverschluss, Seilführungen und Wraps), die La Sportiva bei der Entwicklung des Cyklon verwendet hat.

Der La Sportiva Cyklon ist für Langstrecken konzipiert, bei denen technische Grate zu überqueren und steile Felswände zu erklimmen sind und wo die Läufer gefordert sind, die Berge so schnell wie möglich – sprich: Vollgas – bergauf und bergab zu bezwingen. Wir haben mit dem Design- und Entwicklungsteam von La Sportiva zusammengearbeitet, um die verschiedenen Varianten dieses Produkts in unserem Labor zu überprüfen – anhand der Methodik aus unseren Tests zu den Themen Beweglichkeit & Geschwindigkeit sowie Ausdauer & Gesundheit. Unser übergeordnetes Ziel war es zu zeigen, dass wir die Leistungsfähigkeit der Läufer erheblich beeinflussen können. Unsere überlappende Wrap-Konfiguration, die in La Sportivas Dynamic Cage (siehe oben) integriert ist, bietet sicheren Fersenhalt, eine millimetergenaue Passform über dem Rist für eine bessere Verbindung zur Zwischensohle und Bewegungsfreiheit im Zehenbereich. Letztendlich haben wir bei unseren Labortests sowohl in den Bereichen Beweglichkeit & Geschwindigkeit als auch bei Ausdauer & Gesundheit Verbesserungen festgestellt.

La Sportiva Cyklon Performance Fit Illustration

Eine anschauliche Darstellung, wie der Dynamic Cage auf dem La Sportiva Cyklon den Fuß umschließt.

Was bedeutet das für den Handel?

Basierend auf den Erkenntnissen aus der täglichen Arbeit in Laufsport-Fachgeschäften und aus relevanten Verkaufsdaten lässt sich festhalten: Wie beliebt Trailschuhe sind, hängt stark von der jeweiligen Region ab. An der Ostküste der USA verwenden Läufer häufig ihre Straßentrainingsschuhe für Trailruns. Für mich war es ein Schock, als ich nach Colorado zog und feststellte, wie stark der Grip, der Schutz und die Passform von Trailrunningschuhen das Lauferlebnis im technischen Gelände verbessern können. Trailevents und Ultra-Trails werden immer beliebter (mehr dazu auf Englisch), somit werden auch immer mehr Läufer ihre Schuhauswahl auf Produkte ausweiten, die fürs Training und für Rennen auf Trails optimiert sind. 

Was bedeutet das für den Athleten?

Bei einem Marathon sieht man eine Vielzahl an Schuhen mit hoher Bauhöhe und mit Carbonplatten. Bei einem Trail-Rennen dagegen sieht man alle möglichen Trailschuhe für den Wettkampf: Die Modelle reichen von Sandalen bis zu robustem Schuhwerk mit speziell entwickelten Sohlenprofilen für maximalen Grip. Diese große Bandbreite zeigt, wie schwierig es ist, einen universellen Trailschuh zu entwickeln, der für alle Läufer passt. Wir glauben jedoch fest daran, dass das Trailrunning in den kommenden Jahren eine Superschuh-Revolution erleben wird. Wir freuen uns besonders über spezialisierte Produkte wie den VK und den Cyklon, die für ihren Zweck möglicherweise jetzt schon Superschuhe sind.

Fazit

Im wettkampfmäßigen Trailrunning sind Superschuhe aufgrund der sehr unterschiedlichen Strecken und der persönlichen Vorlieben der Athleten vielfältiger. Wir arbeiten mit unseren Markenpartnern zusammen, um leistungsstarke Trailschuhe auf den Markt zu bringen und ihre Leistungsfähigkeit im Performance Fit Lab zu validieren.

Folge uns auf Twitter unter [email protected] und [email protected]_geek 

WARUM DIE PASSFORM WICHTIG IST

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